Schützenhilfe (2001)
Eine Delikatesse aus dem Schweizer Kurzfilmschaffen.
Diko Production präsentiert ein Dieter Koller Film "Schützenhilfe", in Zusammenarbeit mit augenblick media gmbh.
In beklemmenden und packenden Dialogen spiegelt "Schützenhilfe" die Gedankenwelt eines suizidwilligen Menschen. Aufkeimende Hoffnung stellt sich gegen existenzielle Angst, Verzweiflung und soziale Isolation.
Ralf Silka ist am Ende...Filmen ist Teamarbeit!
Beim Film sieht der Zuschauer in erster Linie die Geschichte und deren Darsteller. Doch zu einem Filmteam gehören noch viele weitere Komponenten. Filme machen ist Teamarbeit. Jeder hat seine Aufgabe. Diese Aufgaben zu koordinieren und für die Kamera in einen Einklang zu bringen, war die wichtigste Tätigkeit für den Regisseur Dieter Koller.
Schützenhilfe war ein Projekt das mit kleinem Aufwand realisiert werden konnte. Dementsprechend wurde die Equipe auch klein gehalten.
Der Film wurde vom 2. - 6. Januar 2001 auf DigiBeta im Kleintheater Luzern gedreht (www.kleintheater.ch).
Ein interessantes, 10 minutiges "Making of" ist übrigens auch auf der "Schützenhilfe" VHS-Kassette oder DVD drauf! Bestellen Sie hier.
Die Geschichte
(Standfotos: Bruno Arnold)
Ralf Silka ist Schauspieler, er war es ein Leben lang. Kein bekannter Schauspieler. Bekannt vielleicht in der Stadt in der er seit 24 Jahren ein kleines Theater führt. Kein grosses Theater, sondern ein kleines halt. Eines mit einfachen Aufführungen. Aufführungen in denen Silka in die verschiedensten Rollen schlüpfen kann. Silka ist Schauspieler, mit Leib und Seele. Silka liebt das Theater, sein Theater. Silka ist am Ende. Keine Zuschauer, kein Geld, keine Subventionen.
Silka verneigt sich für den Schlussapplaus. 20 Hünde klatschen, 10 Gesichter lächeln ihm aufmunternd zu. Das war's. Weihnachtspause. Silka schminkt sich ab. Wie soll es weitergehen? Soll er die Nacht aus Angst vor den Fragen seiner Frau Tina wieder auf dem Bett in der Garderobe verbringen?
Das Telefon klingelt, Tina ist am Apparat. Sie will reden, er nicht. Ein Brief der Stadtverwaltung sei gekommen. Er will es nicht mehr wissen.
Nadia, seine Bühnenpartnerin, verabschiedet sich. Auch sie versucht zu reden, Silka weicht aus. Seine Gefühle für Nadia verwirren ihn.
In Gedanken versunken sitzt Silka vor dem Spiegel. Sein Blick streift die heutige Tageszeitung mit dem Titel "Kleintheater, füllt bald der Vorhang für immer?". Das Telefon klingelt. Silka antwortet nicht mehr. Aus einer Schachtel nimmt er eine Pistole, lädt dann mit sicheren Griffen eine Patrone. Er hebt die Waffe an seine Schläfe.
Alles beginnt sich um ihn zu drehen. Bilder rasen durch seinen Kopf. Bilder von erfolgreichen Tagen als das Publikum in Scharen in seine Vorstellungen strömte. Bilder von gemeinsamen Vorstellungen mit Tina. Menschen aus seinem Leben tauchen in seinen verwirrten Gedanken auf. Silka schreit sie an, sie verschwinden wieder.
Nur einer bleibt. Martin Ende, der Tod.
Er ist gekommen, um Silka zu holen. Um mit ihm seinen Umsatz als Aussendienstmitarbeiter im Unternehmen Tod zu machen. Der Tod macht Druck.
Er beginnt zu Fragen; Silka beginnt zu erzählen. Von seinem Leben, seinen Problemen, seiner Familie, seinem Theater. Der Tod tippt die Daten in den Laptop. So soll der Entscheid fallen; Himmel oder Hölle! Silka bekommt Angst. Er hat sich entschieden. Er will nochmals neu beginnen, sich gegenüber all den Leuten öffnen, von denen er sich nicht helfen liess. Doch der Tod will sein Geschäft. Er bleibt in Silkas Gedanken präsent.
In beklemmenden und packenden Dialogen spiegelt Schützenhilfe die Gedankenwelt eines suizidwilligen Menschen. Aufkeimende Hoffnung stellt sich gegen existenzielle Angst, Verzweiflung und soziale Isolation.
Fakten zum Suizid
"Ich kann es nicht abwarten weg zu sein. Dunkelheit, Plätschern, Vergessen."
Die Welt ist machtlos
Auf der Welt nehmen sich täglich mehr als 1000 Menschen das Leben; fast jede Minute stirbt ein Mensch durch seine eigene Hand.
In der Schweiz gibt es jährlich rund 15'000 Suizidversuche, die Dunkelziffer liegt weit darüber; um 1500 Menschen sterben dabei.
Damit liegt die Schweiz weltweit klar über dem Durchschnitt. Nur Russland, Ungarn, Finnland und Österreich weisen in Europa noch eine höhere Suizidrate auf.
In der Schweiz sterben jährlich über 60'000 Menschen. Die Zahl der Suizidopfer (ca. 1500 pro Jahr) übertrifft dabei klar die Zahl der Verkehrstoten (ca. 500 pro Jahr).
Der Kanton Nidwalden hat die niedrigste, der Kanton Appenzell die höchste Suizidrate.
Mann sei stark, Frau sei sanft 70% der Suizidopfer sind Männer. Hauptursachen für einen Selbstmordversuch ist eine veraltete Erziehung, welche verlangt erfolgreiche Träger für Staat, Gesellschaft und Familie zu sein. Auch leiden Männer unter der Auflösung von Beziehungen. Mindestens drei Viertel der männlichen Suizidopfer sind verwitwet oder geschieden.
Männer verfolgen ihren Plan, sich umzubringen, konsequenter. Sie verwenden harte Methoden wie Erschiessen, Erhängen, Todesstärze oder den Sprung vor den Zug.
Bei den Frauen sind die lebensfeindliche Umwelt, die Auflösung von Beziehungen, das immer noch herrschende Patriarchat und Gewalt gegen Frauen die Hauptursachen für einen Suizid. Während der Menstruation sind Frauen besonders suizidgeführdet.
Frauen versuchen sich durch Ertrinken, Schnittverletzungen, Vergiften und vor allem durch die Einnahme von Medikamenten das Leben zu nehmen; letzteres oft in Kombination mit Alkohol.
Arbeit ist das halbe Leben
Ehescheidungen, Arbeitslosigkeit oder berufliche Fehlentscheidungen oder Enttäuschungen können bedrohlich sein. Ebenso treibt die Grossstadt vor allem viele alte Menschen in die Isolation und möglicherweise in den Suizid.
Berufe mit erhöhtem Selbstmordrisiko sind Manager, junge Ärzte (vor allem Zahnärzte), Dachdecker, Metzger, Maler sowie Land- und Forstwirtschaftsberufe. Auch Selbständige Berufe scheinen ein hohes Suizidrisiko zu bergen. Niedrige Suizidraten weisen Lehrer, Coiffeure und Pfarrer auf.